Mittwoch, 21. Januar 2015

Wie mein Sodbrennen Geschichte wurde...

KKlarsehen
SODBRENNEN - Das unbequeme Feuer im Innern
Eine erstaunlich unbekannte Wahrheit über die Volkskrankheit Sodbrennen

Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal. Das war als Kind.
Auf einmal stieg etwas Heisses im Innern unter dem Herz empor, den Hals hinauf und mein Mund zog sich zusammen, als hätte ich auf eine ganz doll schlimm saure Zitrone gebissen.
Und es wollte nicht weggehen. Zu diesem Zeitpunkt war ich fest überzeugt, ich müsste sterben.

Denn wie immer, wenn man sie braucht, war natürlich mal wieder kein einziger Erwachsener in der Nähe, der mir hätte erklären können, was da gerade passiert. 

Oder sagen können, was man dagegen tun kann. 
Als dann nach gefühlten Stunden sich einer von den Grossen blicken liess, sagte ich ihm, ich müsse sterben, ich habe ein Feuerherz.




Später wurde ich zum Pyro-Profi. 
Ja - man arrangiert sich. Weiss genau, wo die Mittelchen stehen. 
Oder was man sonst hernehmen kann, wenn gerade kein Mittelchen da ist.
Aber als Profi ist man ist klug genug, ausreichend vorzusorgen. 

Unsere Pharmaindustrie hat ein gutes Verständnis für uns "Feuerherzen". 
Denn es gibt ein wahres Arsenal an Gegenmitteln. Tabletten, Gel, Flüssigtütchen, alles frei käuflich in Apotheken und Drogerien.  
Manche nehmen Kaisernatron, was lange Zeit mein Mittel der Wahl war.

Ich hatte ein Tütchen im Büro, eines in meiner Kulturtasche für die Reisen, und eines, das sich regelmässig in der Innentasche meines Mantels auflöste und teilweise hässliche Flecken hinterlies.

Man lernt schnell, welches Getränk oder welches Lebensmittel garantiert dafür sorgt, dass es brennt.

Bei mir waren die Top-5, von denen ich wusste: 
Sekt, Orangensaft, süsse Mehlspeisen wie Berliner, schwarzer Kaffee mit Zucker und manchmal Kartoffeln. 
Diese Top-5 habe ich dann auch rigoros gemieden. Wie der Feuerteufel das Löschwasser.

Warum das Scheissgefühl dann trotzdem machmal kam, war mir schleierhaft. 
Aber wenn war ich ja gerüstet. Falls die grünweisse Tüte Natron in der Manteltasche nicht mal wieder komplett ausgelaufen war...

Was ist das eigentlich... Sodbrennen? 
Die Mediziner nennen das Refluxösophagitis oder Refluxkrankheit. 
Und Reflux heiss "zurückfliessen". 
Aha! Da fliesst also was zurück. Was genau, und warum?!

Die meisten Geplagten wissen die Antwort: 
Es ist Magensaft, oder Magensäure, die da zurück läuft. 
Wobei... zurück laufen eigentlich irreführend ist, denn wer trinkt schon Magensäure aus der Flasche? Korrekter müsste es heissen, die Magensäure läuft die Speiseröhre hinauf.

Das brennende Gefühl, das man davon bekommt, sind Schmerzrezeptoren in der Speiseröhre, die melden, dass da gerade was schief läuft. 
Denn Magensäure gehört da absolut nicht hin!





Und eigentlich hat unser Wunderwerk Körper auch ein paar Schutzmechanismen
die dafür sorgen, dass sie dort gar nicht erst hingelangt. Da ist einmal der Schliessmuskel am Übergang der Speiseröhre zum Magen. Wenn gerade nichts von oben kommt, macht der dicht. Sollte er - zumindest.

Damit die Magenwand nicht von der Säure zerfressen wird, haben wir im Innern des Magens eine Schicht, die sie abschirmt, die Magenschleimhaut

Und dann ist da drittens noch der Umstand, dass es sich nicht um reine Salzsäure handelt, sondern diese auch mit  einer guten Menge Wasser verdünnt ist.








Wenn einer dieser drei "Wächter" nicht richtig funktioniert, brennt's unterm Herzen.
Auslöser können z.B. Speisen, Gewürze oder Getränke sein, die dafür sorgen, dass mehr Magensäure produziert wird, als es gerade gut ist. 

Oder der Schliessmuskel funktioniert aus irgendwelchen Gründen nicht richtig und lässt die Magensäure hoch. Das werden vor allem die kennen, denen das schon beim Zubettgehen passiert ist. Meistens heisst das wieder aufstehen, oder schlimmstenfalls fast im Sitzen mit einem Kissen im Rücken zu schlafen, wenn man gerade kein Mittel zur Hand hat.

Das Ganze ist nicht ganz ungefährlich, denn wenn dieses Phänomen häufig hingenommen wird und man nichts dagegen tut, dann kann es entweder oben zu Speiseröhrenkrebs führen, oder - wenn die Magenschleimhaut an verschiedenen Stellen angegriffen ist, dann kommt es zu Entzündungen, Blutungen oder Magengeschwüren. Alles Dinge, auf die man wunderbar verzichten könnte...

Und trotz dieser verheerenden Aussichten leiden in unseren Breitengraden ca 10% der Bevölkerung regelmässig unter diesem Phänomen. Um das mal in eine Zahl zu packen, die man sich besser vorstellen kann. Für Deutschland bedeutet das, dass ca 8.000.000 Menschen daran leiden. Eine verdammt stattliche Zahl!

Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass somit jeder Arzt ein Vollprofi bei der Behandlung sein müsste. Und dennoch kenne ich viele Leute, die teilweise von Arzt zu Arzt getingelt sind auf der Suche nach einer Lösung, um dann am Ende das zu tun, war am Schlechtesten ist - sich damit abzufinden und Mittelchen zu schlucken.

Abgesehen davon, dass man sich damit eine hohe Wahrscheinlichkeit holt,  die obigen unguten Folgen beim Vornamen kennen zu lernen ist da noch ein anderes Problem: 
Die Mittel selbst, die man nimmt. Vor allem Mitteln, die Aluminium enthalten wird nachgesagt, dass sie bei einer regelmässigen Aufnahme über eine längere Zeit Alzheimer verursachen sollen. 

Und wer will schon gerne den Verstand verlieren, wenn es anders ginge?
Ich jedenfalls nicht! DU?!


DER Mechanismus, den seltsamerweise einige Ärzte nicht zu kennen scheinen, ist erstaunlich logisch und kommt aus einer Ecke, die warum auch immer niemand so wirklich auf dem Zettel hat. Selbst im Internet ist nur wenig etwas deutlich beschriebenes auf Deutsch darüber zu finden. Zeit, das zu ändern!

Der Auslöser, den ich meine ist Zucker. Und ich erkläre, wie das geht:


Zucker hat eine sehr stark wasserbindende Wirkung. 

Gelangt nun eine grössere Menge Zucker, zum Beispiel die über 40 Zuckerwürfel, die ein Liter Obstsaft oder Cola (gell, Werner?!) in sich hat, in unseren Magen, dann bindet der enthaltene Zucker das Wasser im Magensaft an sich. 

Die Folge daraus ist, dass die Verdünnung der Salzsäure schwächer wird. 

Im nächsten Schritt kommt es zu Entzündungs-Reaktionen, 

Experimente mit Endoskopen haben deutlich eine sofortige Rötung der Magenwand gezeigt, sobald eine Zuckerlösung im Magen eintraf.  
Die Rötung begann am Mageneingang, rund um den Schliessmuskel,  mit einer oft anschliessenden, leicht verzögerten Fehlfunktion desselben. 

Um das in Normaldeutsch zu beschreiben: 
Die dann stärkere Magensäure beleidigt den Schliessmuskel, worauf der den Bettel hinschmeisst und seine Aufgabe nur noch halbherzig wahrnimmt.  
Schon hat man den ersten Rückfluss, was dadurch dann noch verstärkt wird, weil dieser die Fehlfunktion des Eingangswächters weiter vorantreibt.






Besonders schnell und zuverlässig funktioniert das natürlich, wenn der Zucker schon flüssig und aufgelöst ist. Deshalb hat man bei stark zuckerhaltigen Getränken auch eine besonders schnelle und zuverlässig heftige Reaktion. Diese sind daher ein besonders sicherer Auslöser. 

Aber auch besonders zuckerhaltige Süssspeisen stehen nicht so sehr hinten an. 
Die Menge machts, Kommt der Zucker fest im Magen an, dann dauert es meistens nur ein bisschen länger, bis derselbe Mechanismus wie auch bei den Getränken ausgelöst wird. 

Nun mag der eine oder andere denken - pffft, soviel Zucker esse ich ja gar nicht. 
Das ist einer der fatalen Irrtümer, denen ich bei meiner Arbeit so begegne.  

Meiner Schätzung nach liegen Menschen, die nicht besonders auf Zucker achten im Durchschnitt mindestens bei etwa 80 Kilo im Jahr. Damit sind dann alle Zucker eingerechnet, die man aufnimmt, nicht nur der Haushaltszucker, der in den geschönten Industriestatistiken mit um die 40 Kilo auftaucht. Und den man mehr oder minder bewusst zu sich nimmt - nein auch die versteckten, inklusive der vermeintlich gesünderen Fruchtzucker. Denn der Magen unterscheidet nicht, was im Lebensmittelgesetz auszuweisen ist. Der interessiert sich nur für Moleküle.


Die Gegenprobe - oder so löscht man das Feuer ein für alle Mal.




Ein fester Bestandteil des Abnehmkonzeptes in unserer KK-Gruppe ist das vermeiden von Zucker an 6 Tagen in der Woche. 

Es gab Zeiten, da hatten wir fast wöchentlich eine erstaunte Meldung von einem  Mitglied der Facebook-Gruppe, dass das Zipperlein Sodbrennen dauerhaft wie weggeblasen ist. 

Einige haben dabei von ähnlichen Odyseen berichtet, die sie zuvor hinter sich gebracht hatten, um dieses Problem ärztlich zu lösen. Ganz ähnlich wie ich es selbst erlebt habe oder wie ich es schon mehrfach zuvor in meinem Leben von Menschen aus meinem Umfeld gehört habe. 

Und plötzlich: Gelöscht. Auch bei mir.

Erstaunlich oft jedoch kamen dann wieder Meldungen vom 7ten Tag der Woche, gerade bei Teilnehmern, die noch nicht lange genug bei uns waren, dass sich der Magen wieder nachhaltig hätte beruhigen können. 

Die hatten auf Nachfrage am Pausentag ihrem Zuckerlaster in vollen Zügen gefrönt, und - wie es jemand, der den Mechanismus mit dem Zucker jetzt kennt schon erwarten würde: Zack, war es wieder da.

Mein Lösungsvorschlag heisst: Zuckerverzicht. 
Ganz, oder mindestens eine starke Reduktion. 
Wer das nicht ganz kann, sollte sich vor allem die Lebenmittel vorküpfen, in denen man gefühlt sowieso keinen Zucker bräuchte - wie eine Portion vorgefertigem Krautsalat mit 14 Stückchen Würfelzucker. Achtet da mal drauf, wer es noch nicht tut!

Die Challenge
Meine Challenge an Euch Geplagten da draussen, die nicht ohnehin an unserem Abnehmprogramm teilnehmen lautet: 

Lasst einmal 14 Tage komplett und konsequent jeden Zucker weg. Achtet auf die Zutatenlisten und schaut auch nach Mogelzucker bei den Zutaten wie Maltodextrin, das muss nicht extra ausgewiesen werden. 
Und wenn DANN das Sodbrennen ausbleibt, dann schreibt mir eine Email: nico ät nicodavinci punkt de. Ich bin gespannt!


Achtung: 
Sowohl ein Übermass an Fett, stärkehaltigem Essen, Alkohol, Rauchen und scharfe Gewürze können ebenfalls ein Auslöser sein. In einigen seltenen Fällen gibt es auch angeborene oder andere physische Störungen mit dem Schliessmuskel. 
Diese Auslöser sind aber ziemlich bekannt, und werden meistens schnell gefunden und behandelt. 

Mein Bericht zielt jedoch auf jene ab, denen auch nach einer längeren Odysee nicht geholfen werden kann, weil warumauchimmer niemand den Zucker als möglichen Auslöser in Betracht zieht.
Wer nach der 14-Tage-Challenge immer noch keine Linderung spürt, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Und ich empfehle ausdrücklich jedem, nicht den Fehler zu begehen, den ich gemacht habe: Arrangieren. Ich weiss heute, ich hatte nur Glück, dass nicht Schlimmeres passiert ist, so lange wie ich das mit mir herumgetragen habe. Glück. Mehr nicht.


Und das Schönste für mich ist: Seit jetzt dann stark über 3 Jahren bin ich kein Feuerherz mehr, und wenn mein Herz brennt, dann für andere Dinge, ganz ohne jede Ablenkung und - schmerzfrei.



Bis später.

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