Samstag, 4. April 2015

Das hölzerne Auto

Denkkmalschubserle
DAS HÖLZERNE AUTO
Eine finstere Fiktion?




Wir schreiben das 21. Jahrhundert. 
Die Automobilindustrie steht vor einem grossen Problem: 
Alle wesentlichen Märkte sind gesättigt. 
Wachstum, wie es die Aktionäre von den Vorständen fordern ist kaum noch möglich. 

In dieses Szenario hinein kommt ein findiger Ingenieur auf eine bahnbrechende Idee... 

Er schlägt vor, man solle anstatt Metall doch auf ein anderes Material zurückgreifen: Holz.

Das sei wesentlich billiger, wachse natürlich nach und man könne dazu noch eine Menge Kraftstoff sparen, da das Fahrzeug so wesentlich leichter sei.
Der Vorstand ist begeistert, vor allem, nachdem er die Berechnungen seiner Finanzleute gesehen hat. Der Gewinn würde sich vervielfachen. 

Ein paar Ingenieure weisen auf mögliche Sicherheitsprobleme hin. 
Holz sei wesentlich weniger widerstandsfähig bei einer Kollision. 
Die Bedenken werden übergangen und die Mitarbeiter zum Schweigen gebracht - die renitenten werden gekündigt.

Der Konzern beginnt mit dem Aufkauf von riesigen Waldgebieten, die ersten Prototypen werden gebaut. Tatsächlich. Die Autos verbrauchen nur noch einen Bruchteil an Kraftstoff. Schwächere Motoren reichen für das gewohnte Fahrgefühl der Kundschaft aus, was somit ebenfalls günstiger in der Herstellung ist. Auch lässt sich das Material teilweise viel kostengünstiger in gewünschte Formen bringen, was den Gewinn zusätzlich in die Höhe treibt. 

Als der erste Prototyp Serienreife bekommt, wird er einem ausgewählten Testpublikum gezeigt. Dieses ist weitgehend interessiert, aber auch hier gibt es ein paar skeptische Stimmen, die sich über die Sicherheit der Fahrgäste sorgen. Der Konzern erkennt das Problem, und beschliesst, nicht viel über das Material an sich zu sprechen, sondern die anderen Vorteile besonders intensiv herauszustellen und das Material unter einem besonders schicken Lack zu verstecken. Dem Fahrzeug ist von aussen nicht anzusehen, dass alle wesentlichen Teile aus Holz bestehen.


Die Marketing-Abteilung des Konzerns beginnt eine Verkaufsstrategie zu entwickeln.
Kernbotschaften werden sein:
"Das umweltfreundlichste Auto aller Zeiten!
- Nur 2,5 Liter Verbrauch auf 100 km. 

- herausragende CO-Emmisionswerte
- aus nachwachsenden Rohstoffen
- Noch nie war ein Fahrzeug besser recyclebar.

- durch ein innovatives Herstellungsverfahren sehr preisgünstig in der Anschaffung."

Das Material Holz wird als Betriebsgeheimnis unter Verschluss bleiben.

Die Aktionäre jubeln, denn das Auto wird - schon aufgrund des niedrigeren Preises - ein Verkaufsschlager. Die Lobbyisten schlagen der Regierung vor, dass dieses Auto aufgrund seiner besonders günstigen Werte eine Adelung erfährt, indem es in den Innenstädten mit einer Sonderplakette fahren darf, da sie eine geringere Schadstoffbelastung für die Umwelt darstellen. Die Regierung stimmt zu und erlässt ein entsprechendes Gesetz.


Da Du selbst nicht mit üppigen Reichtum gesegnet bist aber ein neues Auto brauchst, und Dich die vielen anderen Vorteile des Autos überzeugen, beschliesst Du, ebenfalls ein solches zu kaufen. 

Aufgrund der hohen Nachfrage musst Du 3 Monate warten, aber dann ist es endlich soweit. Du holst es beim Händler ab und fährst glückselig nach Hause. 


Es ist Samstag, Deine Familie hat die Taschen für den grossen Ausflug schon gepackt. 
Ihr setzt Euch zu viert ins Auto und fahrt los. Alle sind bester Laune.

Dann - an einer Kreuzung passiert es. 
Ein anderer Verkehrsteilnehmer übersieht die Vorfahrt und fährt Euch in die Seite...


Als Du wieder aufwachst, weisst Du nicht, wo Du bist. 
Eine Schwester beugt sich über Dich und sagt: "Sie hatten einen Autounfall." 
Du erinnerst Dich. Fragst besorgt nach Deiner Familie. 

Die Schwester hält Dich hin - meint, Du müsstest Dich noch ein bisschen gedulden, der Arzt käme gleich zu Dir. 

Er untersucht Dich, nickt der Schwester zu und eröffnet Dir:
"Sie hatten Glück. Ein paar Holzsplitter haben die Organe nur um Haaresbreite verfehlt, wir mussten Sie drei Mal operieren, aber jetzt sieht es sehr gut aus."
Du fragst ungeduldig... "Ja, ja, gut, aber was ist mit meiner Familie...?"

Die Miene des Arztes verdüstert sich und noch bevor er etwas sagt, ahnst Du es...
"Wir haben alles versucht, was uns möglich war - es tut uns leid..."



Nachdem Du alles verloren hast, was Dir wichtig ist, verbringst Du nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und der Beerdigungsfeier Deine Zeit damit zu verstehen, was passiert ist. Es ist schnell klar, dass der Aufschlag bei dem Unfall relativ harmlos war, und es vor allem das Material war, dass für die Katastrophe verantwortlich ist. Dein Zorn ist grenzenlos.

Du willst alles dafür tun, dass so etwas nie wieder passieren kann, und beginnst Deinen Kampf. Ein ungleicher Kampf, denn Du hast weder die Mittel noch das Knowhow, um gegen die Techniker und Anwälte des Konzerns zu bestehen. 
Sie bieten Dir Geld, um einen Vertrauensschaden in das neue Rennerprodukt zu vermeiden. Viel Geld. Deklariert wird es als Schmerzensgeld, Du bekommst es jedoch erst, wenn Du eine Stillschweige-Vereinbarung unterzeichnest...

- Schnitt - Zurück in der Realität, in diesem Blogbericht.
Was würdest Du tun? Wie hat sich dieses Szenario für Dich angefühlt? Wie geht es Dir damit gerade...? 

Fragst Du Dich, was das mit Abnehmen und gesundem Essen zu tun hat?

Nun - nach fast vier Jahren intensiven Recherchen muss ich leider sagen, dass es dieses hölzerne Auto schon längst gibt. Es landet regelmässig in unseren Einkaufskörben, in unseren Töpfen und Pfannen, auf unseren Tellern.

Der einzig nennenswerte Unterschied ist vielleicht, dass wir die Beweismittel mit dem Verzehr gleich selbst vernichten. 

Wir kaufen Essen, das aussieht und schmeckt als ob - in denen die ursprünglich natürlich enthaltenen Nährstoffe und die Zusammensetzung längst nicht mehr das sind, wie es früher war, aufgefüllt mit Material, das kostengünstiger in der Herstellung ist, leichter zu transportieren und somit den Herstellern sattere Gewinne beschert als ein Produkt, das noch natürlichen Ursprungs war.

Und aufgefüllt mit Material von dem wir relativ gesichert ausgehen können, dass es uns bei diesen Zusammenstellungen ebenso krank macht, wie die Holzsplitter in einem Fahrzeugchassis bei einem harmlosen Aufprall von der Seite. 

Und wenn wir uns darüber beschweren wollten, dann läge die Beweislast bei uns, denn WIR Verbraucher müssten nachweisen, dass es gerade das Produkt XY ist, das uns krank gemacht hat. Was bei den Fahrzeugen der TÜV wäre, ist im Falle der Ernährung keine unabhängige staatliche Instanz, sondern die Lebensmittelhersteller selbst.

Und wie in dem Beispiel lassen wir uns hier von Marketing-Versprechen verlocken und von einem günstigen Preis. 

Natürlich kann man Glück dabei haben. Man könnte unter Umständen in dem Auto keine Kollision erleiden, und unglaublich viel Geld für den Kraftstoff sparen.

Aber die Chancen, dieses Glück auch in unserem Ernährungsumfeld zu haben sind wesentlich geringer. Sonst hätten wir nicht diese unglaublich hohen Zahlen an ernährungsbedingten Krankheiten, wie wir sie heute haben.




Ja. Es ist Deine Entscheidung, in welches Auto Du steigst. 

Und auf welche Fahrt Du Deine Lieben mit nimmst.

Aber falls dieses kleine Szenario oben auch nur ein bisschen etwas in Dir bewegt hat, dann wäre jetzt ein guter Moment, einmal darüber nachzudenken, ob es das wert ist - etwas so wichtiges wie Ernährung auf hölzerne Füsse und Glück zu setzen... 
Eventuell ist es eine gute Idee, einmal näher hinzusehen, welche Deiner Produkte "aus Holz" sind, und welche nicht...


Bis später.












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Seid nett, wenn Ihr kommentiert und überlegt, was ihr schreibt.
Ich bin ein Freund von freier Meinungsäusserung, behalte mir aber vor, ungefragte Werbung, unfreundliche Äusserungen und irrelevante Kommentare zu löschen. Da ich Euch nicht zwingen will, ein Google-Konto oder ein Blogspot-Konto zu besitzen werde ich alle Kommentare zulassen, um aber Spameinträge durch Bots zu vermeiden nur moderiert veröffentlichen...