Samstag, 20. Juni 2015

Eine fette Story

KKWissen
Margarine, gehärtete Fette und ein Verbot
Wissenswertes aus der Fettecke



Wer sich in den letzten Tagen über ein tiefgrollendes Geräusch und eine vibrierende Teetasse gewundert hat... 
Das Epizentrum des massiven Bebens war in den USA. 

Dort nämlich hat die sonst eher unternehmensfreundliche FDA einen erstaunlichen Schritt in eine sehr richtige Richtung gemacht:

Ein absolutes Verbot von Transfetten in Lebensmitteln. 

3 Jahre haben die Produzenten jetzt Zeit, ihre Produktion umzustellen. 
Das war der Rumpler. Und ich erkläre gerne, warum das bedeutsam ist.



Hier ist nicht nur der Zucker das Problem...


Unnatürlich, ungesund und unnötig
Künstliche Transfette haben für die Industrie zwei Vorteile: Sie sind günstig und länger haltbar.
Einen gesundheitlichen Nutzen für den Verbraucher haben sie nicht. Im Gegenteil.


Nebenwirkung: Herzinfarkt
Lange Zeit hatten Experten umsonst gewarnt, dass diese diese vor allem in Fastfood, Chips, frittierten Lebensmitteln, Margarine und anderen der Fettphobie geschuldeten Butter-Ersatzstoffen eine massive Gefahr für die Herzgesundheit der Verbraucher darstellen. Mitte bis Ende des vergangenen Jahrzehnts wurde dann endlich gehandelt. Grenzwerte wurden festgelegt, Verbote ausgesprochen.
Tatsächlich war auch ein Rückgang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen festzustellen.

Grenzwerte nicht gut genug
Aber einigen Experten ging das immer noch nicht weit genug.
Während in vielen Ländern die Grenzwerte bei 2% und niedriger festgelegt wurden gab es immer noch Fachleute, die auf einem Nullwert pochten. 

Dieses Ziel scheinen sie jetzt erreicht zu haben. Für die USA. 

Lage in Deutschland
In Deutschland sieht das anders aus. 
Zwar gibt es auch hierzulande Experten, die ebenfalls für eine weitere Senkung der Transfette eintreten, aber unser Bundesinstitut für Risikobewertung sieht keinen Handlungsbedarf. 

Mit der Begründung, die meisten Menschen in Deutschland würden die Verzehrgrenze ja gar nicht erreichen. 
Ich interpretiere: Die Nichtmeisten sind als Kollateralschäden hinnehmbar. 

Und das, wo in Deutschland die ersten  häufigste Todesursache (noch vor Krebs)  Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. 2013 starben gemäss dem Statistischen Bundesamt 354.493 Menschen daran...


Selbst ist der Verbraucher - aber wie?!
Wollte man als informierter Verbraucher die Transfette meiden, müssten man das also wieder in Eigenverantwortung selbst die Hand nehmen. Doch wie?

Tja. Gute Frage. Denn der Ausweis ist keine Pflicht, sondern freiwillig. 

Jetzt kann man sich ja mal fragen, wie freiwillig ein Hersteller einen Stoff auf die Packung schreibt, der im Gerede ist. Kluge Regelung, wieder mal...

Verschlüsselte Botschaften
Behelfsmässig kann man jetzt unter den Inhaltsstoffen nach Worten wie "gehärtet" oder "zum Teil gehärtet" Ausschau halten. 

Das funktioniert, es weiss bloss keiner. 
Aber auch das hat einen Pferdefuss. 
Denn die enthaltene Menge weiss man dann trotzdem nicht.

Und bei offenen Lebensmitteln kommt man gar nicht an Informationen. 
Was schlecht ist, denn gerade auch bei Backwaren kommen die Transfette noch immer vor. Weil billiger im Materialeinsatz.


Macht nicht nur dick: Sorgen sollte man sich auch über die Art des Fettes machen...






Herleiten?
Jetzt könnte man auf die Idee kommen und sich selbst eine Eselsbrücke bauen, in dem man ein bisschen schaut, wo das "gehärtet" so überall vorkommt. 
So hätte man ein bisschen eine Ahnung hat, wo das eingesetzt wird und davon dann ableiten, wo es wahrscheinlich so alles drin steckt.

Im Internet entdeckt man dann ausser den weiter oben schon genannten Produkten das leckere Braune in der Prinzenrolle, die Nippon Puffreis-Schokowaffeln, Industrie-Berliner, die Yogurette (jetzt bekommt das himmlisch im leicht eine neue Bedeutung), Rama Culinesse, Fertigpizza, Fettglasuren (wie z.B. auf Donuts oder Cupcakes), Croissants zum Fertigbacken, Fertig-Gyros, einigen Fertigkuchen, BackPommes, und wenn man den Berichten im Web so glauben mag sind wie oben erwähnt in der Konditorei die meisten Cremes und Glasuren ebenfalls mit auf die Liste zu setzen.  McDonalds hat damals, als die Diskussionen das erste Mal stark aufgebrandet sind in einer Pressemitteilung von 2006 von einer geplanten Senkung gesprochen, aber auch hier nicht von einem Verzicht.


Zur Margarine liest man, dass sie früher eine Zeit lang bis zu 20% enthalten haben, es jetzt aber verbesserte Herstellungstechniken gäbe, und man den Anteil auf ca 2% gesenkt habe.

Fehlleiten!
Interessant ist die Seite margarine-geniessen.de, über die ich während meiner Recherchen gestolpert bin. Die Seite vergleicht unter anderem Butter und Margarine.

Da steht dann in einer Gegenüberstellung zu lesen, dass in Butter von Natur aus Transfettsäuren enthalten sei und die Margarine dank der modernen Technik kaum Transfettsäuren enthält. Dass es anscheinend einen Unterschied macht, ob sie künstlich oder natürlich sind, lässt man weg.

Da ich nicht mehr ganz so unbedarft bin was die dort beschriebenen Informationen stehen wunderte ich mich schon, wie sehr da die Leser verdummt werden sollen. 

Ob ein Lebensmittel Cholesterin enthält ist unerheblich, dort wird das als Vorteil der Margarine dargestellt. 


Butter haben einen hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren, das wird als Vorteil der Margarine dargestellt.
Tatsächlich sind die gesättigten Fettsäuren per se zwischenzeitlich rehabilitiert, nur im Zusammenhang mit hohen Mengen an Kohlenhydraten wurden negative Auswirkungen entdeckt. 

Das hat mich dann neugierig gemacht, wer diesen Unsinn schreibt, aber das Impressum war leider nicht aufzurufen. Ein "Fehler"...  Aber gaaaaaaaaaaanz klein unten ist ein Link, da steht "was ist Margarine-geniessen.de?" Und Bingo. Die Seite ist von Unilever. 

Das ist das Unternehmen, das sich mit Rama, Sanella, Lätta und Becel einen guten Namen macht. Kein Wunder wird da die Margarine über den Klee gelobt... 

Kann man solche "Informations-"Seiten nicht bitte verbieten, die so aufgebaut sind, als wäre es unabhängige Information? Das ist doch nichts anderes als den Verbraucher an der Nase herumgeführt. Wenn schon, dann macht bitte Euer Logo oben drüber. Oder ist das eben gerade gar nicht Eure Absicht?


Vielleicht erklärt die Verbindung von Margarine und Transfetten ja sogar die Geschichte, von der Dr. Hans-Ulrich Grimm in seinem Buch "Vom Verzehr wird abgeraten" berichtet, in der ein Mann insgesamt sehr gesund gelebt hat und unerklärlicherweise trotz Verzehr von Becel ProActiv an einem Herzinfarkt verstarb. Das ist die Margarine mit den Warnhinweisen für Schwangere und Kinder, die foodwatch gerne aus den Supermärkten genommen bekommen hätte. Und die ironischerweise in grossangelegten Cholesterin-Kampagnen damit wirbt, das Herzinfarkt-Risiko zu senken.




Auch Fertigpizzen und andere Fertigprodukte sind problematisch


Was wir fordern sollten

Da man als Verbraucher bei den heutigen Gegebenheiten kaum eine Chance hat, sich selbst zu schützen wäre eine Übernahme der FDA-Richtlinie auch in Deutschland mehr als wünschenswert.

Gerne auch gegen die Widerstände der Lobbies, denn es ist kaum einzusehen, warum  wegen ein klein wenig besserer Margen der Verbraucher ein Risiko eingehen muss, das unkalkulierbar ist. 3 Jahre Übergangszeit wäre genug, sich umzustellen, und immer noch genügend Menschen, die von der Pharmaindustrie gesund gemolken werden können, falls sie den Infarkt überleben. This party is over!

Selbst die WHO hat sich zu Anfang des Jahres neben einem Verbot von Tabak- und Alkoholwerbung, der Reduzierung von Zuckergenuss auch ganz ausdrücklich für eine deutliche Reduzierung von Transfetten ausgesprochen. 



Wo ist eigentlich unser unser BuMEL-Christian Schmidt, wenn man ihn mal braucht...?
Ach ja richtig: Der ist beschäftigt
Mit verlässlichen Rahmenbedingungen für die Brauereien. 
Und einem grossen Lob für den wichtigen Absatzmarkt. 
Als man ihm am Deutschen Brauertag den Ehrentitel "Botschafter des Bieres" verleiht... 
Prost Mahlzeit, Christian!



Bis später.




Weiterführende Links:
Transfette in der Zeit

Gesundheitsgefahr: In den USA werden Transfette verboten
10 Fakten über Fett

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