Samstag, 4. Juli 2015

Die [Süss]Kartoffel-Frage: Wieso eine Kartoffel nicht immer gleich eine Kartoffel ist



KK-Lebensmittelkunde
Wieso sind Süsskartoffeln bei KK erlaubt?
... und wieso eine "normale" Kartoffel nicht?



Diese Frage kommt sehr häufig und sie ist auch ziemlich logisch. Auf den ersten Blick.


Der einfache Stolperer
Manche stolpern schon über die Logik, dass - wenn eine Kartoffel nicht erlaubt ist, wieso dann ausgerechnet eine Süsskartoffel? Wo wir doch auf süss verzichten?! Halloo-hoo!?


Der komplexe Stolperer mit Vorbereitung
Andere machen sich die Mühe und schauen auf den Anteil der Kohlenhydrate. Oder des Zuckers. Oder der Stärke. Und die dauerhaft Unbelehrbaren auf die Kalorien. 

Überall fällt die Süsskartoffel mit höheren Werten auf... 


Der daraus folgende Dialog
"HA! Ham wir Euch! Da ist KK wohl ein Irrtum unterlaufen? Erwischt!"
"Ähhhhhh. Nein... Das stimmt so!"
"Wieso!?"
"Aaalsoo....."










Die heisst bloss so, isses aber nicht
Als allererstes muss man verstehen, dass die beiden Kontrahenten von aussen ziemlich ähnlich aussehen können. Und hier ist vermutlich auch der Grund, warum die beiden die Kartoffel im Namen bekommen haben ... Und weil sie ziemlich ähnlich zubereitet werden.


Allerdings ist da schon der erste kleine Fehler unterlaufen, denn die Namenserteiler (war das Frau oder Herr Tartufolo? *grübel) haben sich nicht sehr um botanische Unterschiede gekümmert. 

Während die "normale" Kartoffel (die ich ab jetzt Kartoffel nenne, sonst bin ich bald nicht mehr "normal" vor lauter tippen) aus der Familie der Nachtschattengewächse kommt, ist die Süsskartoffel eine Speicherwurzel aus der Familie der Windengewächse. 


Der erste Hinweis, dass da ein kleiner Unterschied besteht. 
Die beiden sind botanisch in etwa so verwandt wie unser Bundes-Essen-Minister Christian Schmidt und ich. Also - ziemlich entfernt.




Beliebt und gar nicht mal so gut - Wer abnehmen möchte meidet
besser die liebste Sättigungsbeilage der Deutschen.



Deshalb keine Kartoffel
Die Kartoffel knocken wir jetzt erst mal abnehmtechnisch aus, in dem wir kurz klären, was an ihr für Abnehmwillige ungünstig ist. 

Auch wenn sie auf den ersten Blick weniger Kohlenhydrate, weniger Kalorien, weniger Fett und weniger Stärke/Zucker enthält, sorgt die Beschaffenheit der Stärke für einen rapiden Anstieg des Blutzuckerspiegels. 

Um das ins Verhältnis zu setzen: Hält man eine reine Glukoselösung (GI 115) dagegen, so erreicht die Kartoffel sogar etwas mehr als die Hälfte des Anstieges, bei ähnlichem Verlauf der Kurve auf der Zeitachse. Das ist ziemlich verdammt viel.

Und das Verhältnis wird sogar noch ungünstiger, wenn man die allseits beliebten Zubereitungs-Formen Kartoffelpüree, Baked Potato, Kartoffelgratin, Bratkartoffeln (und sowieso Pulverpüree aus der Pappbox) wählt


Das ist fatal, wenn man mit KK abnehmen will. Wenn man das noch zur falschen Tageszeit macht, kann das sogar je nach Menge und Zubereitung ein Wochenergebnis kosten.





Ganz schön flach, die "Süsse"



Deshalb ist die Süsskartoffel gut
Ihr ahnt es schon: 
Der Anstieg des Blutzuckerspiegels bei der Süsskartoffel ist trotz vermeintlich schlechterer Werte erstaunlich moderat. Und das liegt an der Zusammensetzung der Stärke und den enthaltenen Ballaststoffen. 

Und für die ganz doktoresken unter Euch: Enthaltene Amylase- und Trypsin-Hemmer beeinflussen die Stabilität der Stärkemoleküle zu unserem Vorteil. Wer hier Bahnhof gelesen hat, ist wahrscheinlich ungedoktort und darf sich auch ohne Abschreiben über diesen wichtigen Vorteil freuen... 

Wer auf der ganz sicheren Seite sein will, der isst sie mit Schale (gut abschrubben, versteht sich). Das ist auch wegen der Vitamine und Nährstoffe eine ziemlich gute Idee. Dazu gleich noch mehr.

Geschält als Püree würde ich sie möglichst selten empfehlen - auch wenn sie selbst in dieser Form die Kartoffel im direkten Vergleich um Längen schlägt. Aber das könnte bremsen, was daran liegt, dass ein Teil des Blutzucker senkenden Teils in der Schale steckt und Vorzerkleinertes... - aber das wisst Ihr ja.





Aufschneiderei? Die Süsskartoffel hält, was sie verspricht. Und mehr.




Und jetzt kommt's geballt: Nährstoffe...

Das Ding ist ein Wunderwerk der Natur, was den Nährstoffgehalt betrifft.

VITAMINE
Vollgepackt mit Vitamin A (ich glaube sie hält den Rekord darin) bis unter die Haube.
Ausserdem Vitamin C, E, und eine Reihe wichtiger B-Vitamine. 


Vitamin A ist ja vor allem bekannt wegen dem Beta-Carotin, und jeder denkt sofort an die Augen - stimmt auch. Sehkraft. 


Aber viel besser: Das Nervensystem wird gestärkt, die Bildung von neuen Blutkörperchen wird gefördert, Eisen kann besser verwertet werden, unsere Haut braucht es, die Knochen, das Immunsystem wird gestärkt, es wird benötigt um die Hormone Testosteron und Östrogen zu bilden und kann so gerade auch Frauen helfen, wenn Fruchtbarkeit ein Problem darstellt. (*holt Luft...) 
Aber vor allem... vor allem: Es ist ein wichtiger Faktor im Stoffwechsel, sowohl beim Eiweiss als auch beim Fettstoffwechsel der Leber spielt Vitamin A eine wichtige Rolle.
Und weil wir relativ eiweissreich essen beugen wir genau damit einem Vitamin-A.Mangel vor, der dadurch entstehen könnte. 

Noch ein kleines Plus: wer gestresst ist, tut sich damit auch ebenfalls etwas Gutes, denn Dauergestresste und schwer Erkrankte brauchen überdurchschnittlich viel mehr davon.


Allerdings: 
Von alledem hast Du überhaupt nichts, wenn Du noch immer einer dieser Fett-Angsthasen bist, die die Light-Wurst im Mineralwasser anbraten. 
Denn Vitamin A ist fettlöslich, das heisst, ohne Fett kannst Du Süsskartoffeln essen bist Du selber eine bist und hast leider trotzdem nichts von dem geilen Stoff. Ohne Fett keine Aufnahme im Körper. Das trifft übrigens nebenbei bemerkt auch für Vitamin E zu. 



MINERALSTOFFE
Die Süsskartoffel enthält hohe Mengen an Kalium, und nennenswert Eisen und Zink.

Ausserdem in geringeren Mengen Calcium, Magnesium und Phosphor.



Der Wunderstoff Caiapo
In der Süsskartoffel schlummert vor allem in der Schale (sagte ich doch, esst sie mit) eine Substanz, die Caiapo genannt wird. 

Diese hat zwei wesentliche Vorteile für unsere Zwecke:
Sie erhöht die Insulinsensitivität spürbar und sie senkt den Cholesterinspiegel im entscheidenden Bereich LDL, das ist das eine der beiden "bösen".
Schon wieder Bahnhof? Das ist was sehr Gutes für uns. Beides.



Ihr seht - tolle Knolle, das Ding
Wer Euch dieses Lebensmittel im Rahmen von SlowCarb oder einer anderen kohlenhydratarmen aber proteinreichen Abnehmform verwehrt zeigt Euch damit, dass er in entscheidenden Bereichen keine Ahnung von seinem Handwerk hat.



Hype(r), Hype(r)?!

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass - wenn ich ein Lebensmittel vorgestellt habe, das Vorteile für die Ernährung oder die Abnahme hat - gerne mal ein kleiner Hype ausgebrochen ist. 

Menschen lagen in den Supermärkten auf den Kachelböden, zerrten sich  an den Haaren und prügelten sich wild kriegsgeheulend um den letzten Butternut (ja, ich übertreibe ein bisschen (aber nur ein bisschen) ). 

Dieses Mal bin ich klüger und sage es gleich vorweg: 
Minimiert die Verletzungsgefahr, prügelt Euch nicht und geht wie mit allen anderen Lebensmitteln auch variabel und moderat um. 

Es gibt keinen Grund wegen der Vorteile jetzt einen LKW zu chartern und die Dinger für den nächsten Krieg zu Hause im Keller zu lagern. Ihr braucht auch keine Extra-Garage anmieten.

Nein - baut sie ab und an mal ein, wenn Ihr Lust darauf verspürt, dann ist das vernünftig und richtig so. Und wenn Euer Gesicht und Eure Haut orange wird, dann habt Ihr es übertrieben (das geht wieder weg und ist nicht gefährlich, übrigens).


Wo gibt's die eigentlich?
Mittlerweile gibt es sie eigentlich in fast jedem Geschäft mit einer durchschnittlich sortierten Gemüsetheke. Selbst die Discounter führen sie fast alle.

Und wie erkenne ich die?

Mit ein bisschen Übung erkennt man sie auch per Auge, aber zu Anfang würde ich mich auf das Schild verlassen, das dabei steht, denn es gibt ein paar Wurzelgemüse-Sorten, die relativ ähnlich aussehen können.

Gibt es Unterschiede? 
Ja, die gibt es - sowohl in der Schalenfarbe als auch in der Farbe des Innenlebens - wobei die oben abgebildete von den Nährstoffwerten nach meinen Unterlagen die vorteilhaftesten Zahlen aufweist, speziell beim Vitamin A.


Wann kann man sie essen?
Im Prinzip den ganzen Tag, wobei ich am Abend ein wenig langsamer machen würde und nicht zu grosse Portionen davon - das ist vergleichbar mit den Karotten und den Kürbissen... Es ist zwar kein vollwertiger Ersatz für die Hülsenfrüchte mittags, kann man aber schon mal machen, sie halten relativ lange satt.




Noch was?
Jetzt haben wir in diesem Beitrag aber schon so lange nicht mehr von Christian Schmidt geredet...

Apropos Christian Schmidt... 

Was macht der eigentlich momentan, auch wenn wir ihn grad gar nicht brauchen? 

Ah richtig. Der ist beschäftigt und rettet mit einem einzigen Anruf eine Menge Leben und rettet die Natur, bevor sie verarmt. Guter Mann! Soll noch einer sagen die einzigen Königinnen die er kennt seien die Weinköniginnen.

Und jetzt machst Du das gleiche bitte noch mit dem Genmais, und machst mit den Landesministern das Verbot klar. Christian. Ruf... sie... an!




Bis später.



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