Montag, 14. Dezember 2015

Gesundheit! Danke.

KKritisches
Gesundheit! Danke.

Lebensmittelsicherheit auf der Kippe


Nachdem das Jahr jetzt ja dann langsam zur Neige geht, und das vermutlich einer der letzten Blogeinträge für 2015 wird wünsche ich Euch treuen Lesern hier an dieser Stelle schon einmal ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2016.

Aus Gründen der Aktualität habe ich mich entschlossen, diesen Bericht hier noch einmal dem wichtigen Thema Lebensmittelsicherheit zu widmen. 

Wann immer ich mit Menschen spreche, die sich wenig Gedanken machen über das, was sie essen und trinken erfahre ich in den Gesprächen, dass da so etwas wie ein blindes Vertrauen in unsere Lebensmittelsicherheit und die Menschen, die sich darum kümmern vorhanden zu sein scheint.

Lasst uns das heute mal näher anschauen, allein an zwei Beispielen, die diesen Monat in der Presse waren...



Den "original Spirit" würde ich mir auch manchmal zurück wünschen... aber leider ..



Am 11. Dezember berichtet die Süddeutsche Zeitung in einem Beitrag über einen Umstand, der gar nicht mal so neu ist. So wurden seitens des bayerischen Landesamt für Gesundheit (LGL) in den Adventskalendern von 5 bayerischen Herstellern Rückstände von möglicherweise krebserregenden Stoffen gefunden. Anscheinend hängt das mit den Verpackungen zusammen, das soll irgendwie in die Schokolade übergehen.

Haltet doch bitte mal einen Moment inne und überlegt, wie Eure natürliche Erwartungshaltung als Verbraucher jetzt aussieht. Was würdet Ihr jetzt erwarten sollte passieren, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass Adventskalender ja auch ein typischer Artikel ist, mit dem man kleinen Kindern Freude macht?

Man könnte die fraglichen Produkte jetzt einfach vom Markt nehmen. Zum Beispiel.
Oder wenigstens den Verbrauchern die Wahl lassen, ob sie sich auf das Risiko einlassen wollen, in dem man die Produkte benennt, in denen das - wohlgemerkt von einer Behörde - gemessen und festgestellt wurde. Letzteres wäre eine moderate, faire Lösung. Die erstere wohl die richtige, wenn man es ernst meinen würde mit der Verbrauchersicherheit.


Aber nein. Selbst während die Schokoplättchen gerade genüsslich von nichtsahnenden 4-jährigen verspeist werden, weigern sich die Landesbehörden, die Namen der Produkte herauszugeben.

Und auch sonst scheint es in Sachen Konsequenzen - Fehlanzeige.

Unterschätzen die Behörden das Risiko?
Nein. Wie in dem Zeitungsartikel berichtet wird, steht selbst auf deren eigener Homepage klar festgehalten, dass die Stoffe als "besonders bedenklich" einzustufen seien.

Und so ist es auch dieses Jahr so, dass - wie schon vor Jahren auch - die Verbraucher einem Risiko ausgesetzt werden, das die wenigsten kennen, und selbst die Informierten nicht für sich ausschliessen können, weil sie nicht wissen, um welche der Produkte es sich handelt.


Am 1. Dezember berichtet die gleiche Zeitung nochmals über einen Fall, der aufgrund aktueller Ereignisse längt in Vergessenheit geraten sein dürfte. Es ging um eine Verunreinigung von Eier mit Salmonellen, der europaweit hunderte Menschen erkranken lies, und je nach Quelle sogar 2 oder 3 Todesopfer forderte. Die Europäische Seuchenschutzbehörde ermittelte damals, woher diese Verunreinigung kam und fand den Verursacher. In Bayern.

Wieder hätte die gleiche Landesbehörde wie schon bei den Adventskalender aktiv werden müssen und einen öffentlichen Rückruf starten sollen. Und wieder kam in diese Richtung von den Behörden: Nichts. Auch wenn der Verantwortliche der Firma selbst wohl zwischenzeitlich in Untersuchungshaft sitzt - geschehen ist das erst, nachdem die Presse ihre eigenen Recherche-Ergebnisse veröffentlicht hat und es ist mehr als fraglich, ob das ohne diese Veröffentlichungen überhaupt passiert wäre.

Zur Erinnerung: Mindestens 2 Menschen starben daran, dass sie auf die Sicherheit der Lebensmittel vertrauen wollten...

Das in dem Zeitungsartikel erwähnte Rechtsgutachten kommt zum Schluss, dass hier zum Beispiel bei der Dauer der Probenauswertung massiv geschlampt wurde, und man nicht nur gegen EU-Recht verstossen hat, sondern die Auswirkungen der Salmonellen-Verseuchung viel früher hätte eindämmen können. Ich bin sehr gespannt, ob es nur bei dem Gutachten bleibt, oder ob jetzt auch Konsequenzen gezogen werden. Ich bin da nicht sehr optimistisch.


Wenn man nun einmal ein wenig darüber nachdenkt, wie gross der Einfluss dieser schlampenden, zögerlichen Behörde ist, dann mag man schon ein sehr ungutes Gefühl bekommen. 
Denn in deren Überwachungsbereich befinden sich ja weitere Grossbetriebe, die einen enormen Einfluss auf die Supermarktregale haben. Zum Beispiel Müller-Milch.
Wie wahrscheinlich mag es bei diesen Branchenriesen denn sein, dass da sogar noch viel eher gezögert wird und die Gesundheit der Verbraucher in ernste Gefahr gebracht wird, wenn es bei verhältnismässig kleinen Betrieben schon zu diesen Unregelmässigkeiten kommt?


Ich glaube nicht wirklich daran, dass es Zufall ist, dass diese Ereignisse in Bayern stattfinden. Und ich erkläre auch gerne, wie ich darauf komme...


In einem Bundesland, in dem über Jahrzehnte immer die gleichen Menschen in der Politik immer fester und fester mit den wirtschaftlichen Interessen der dort ansässigen Firmen verfilzten, ist ein "Halt-die-Klappe" viel zu oft nur einen einzigen Anruf weit entfernt. 

Und dann kommt der Maulkorb von oben. 


Das war bei dem Blutproben-Skandal so (ebenfalls in Bayern) und ich bin ziemlich sicher, dass es in vielen anderen Branchen sehr ähnlich zugeht, seit ich dieses Jahr zufällig neben einer Telefonzelle am Viktualienmark in München einen Mann mit dickem Goldkettchen überm teuren Polohemd sagen hörte: "Das kann ja wohl nicht sein, dass Du jetzt hier bei der Ausschreibung jemand anderen vorziehst, bei all dem, was ich für Dich getan habe... Des is mir wuascht ob der billiger is... Schaug wias des hinkriegst. .... Sonst wars des mit unseren Ausflügen auf die Hüttn... Luxus Ende..."


Lebensmittelsicherheit ist leider sehr viel mehr Illusion, als wir uns das eingestehen wollen.

Dabei wollen wir Verbraucher doch gar nicht viel, wenn wir uns wenigstens in einem Punkt sicher fühlen wollen: Gesundheit! Danke.



Kommt bitte gesund und sicher durch die Weihnachtszeit, achtet auf Euch und Eure Lieben, fahrt in den stressigen Tagen vor Weihnachten nicht kopflos mit dem Einkaufswagen liebe Ommas über den Haufen...  und habt einen guten Start ins 2016. 



Bis... später.


Weiterführende Links:
SZ-Artikel Mineralöle im Adventskalender

SZ-Artikel Bayern-Ei
YouTube-Film: Frontal21-Die Masche mit den Blutproben

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