Montag, 4. Januar 2016

Statine und was man beim Arzt eigentlich immer fragen sollte...

KKnowMore
Über die erstaunliche Unwirksamkeit von Medikamenten

Statine und was man beim Arzt eigentlich sowieso fragen sollte...


Es gibt eine Abkürzung, die ist uns Normalsterblichen viel zu wenig bekannt.
Diese Abkürzung heisst NNT.

Wer verstanden hat, was sich hinter dieser Abkürzung verbirgt, wird die Welt der Medikamente unter einem vollkommen neuen Licht sehen.
Da Übergewichtige leider oft nicht ganz ohne Medikamente auskommen, machen wir heute einmal einen kurzen Ausflug in die grosse bunte Welt der Pillchen, Fläschchen und Pülverchen. Mit dem Ziel, dass man als Patient künftig vielleicht bessere Entscheidungen treffen kann.





Was ist das denn nun, NNT?
NNT heisst ausgesprochen Numbers needed to treat.

Es ist eine statistische Kennzahl, mit der grob gesagt die Wirksamkeit eines Medikaments über einen bestimmten Zeitraum der Einnahme festgehalten wird.

Ich weiss nicht, wie es Euch ergeht, aber ich habe irgendwie immer naiverweise geglaubt, dass - wenn ein Arzt ein Medikament verschreibt - dieses auch hilft.


Erste Risse bekam dieses Bild durch einige Dokumentationen, in denen unabhängig voneinander Zahlen genannt worden sind, wie unglaubliche viele der zugelassenen Medikamente absolut wirkungslos sind. Man könnte auch Eiswürfel lutschen, die Wirkung wäre die gleiche, aber es wäre wesentlich billiger.

Endgültig verabschiedet habe ich mich dann von dieser naiven Sichtweise, als ich mehr oder minder zufällig bei meinen Recherchen über einen Vortrag eines Mannes namens Dr. Daniel Levitin auf YouTube gestolpert bin.

Dieser hat in dem Vortrag eigentlich über Stress gesprochen, der ja beim Thema Abnahme sehr bedeutsam Einfluss nimmt. Der Titel seines Vortrags war auch eigentlich sinngemäss "Wie man ruhig bleibt, wenn man Stress verspürt". 

Aber dann spricht er während des Vortrages plötzlich über Statine. 
Und was er dazu sagt, hatte sofort mein volles Interesse geweckt.


Was sind Statine?
Statine sind Medikamente, die zur Senkung bei hohen Cholesterin-Werten im Blut verkauft werden. In Amerika werden diese Pillen wie Smarties verkauft, und es ist fraglos einer der Hauptmotoren für den Umsatz der Pharma-Industrie.
Nachdem die generelle Panik vor Cholesterin über Jahrzehnte geschürt wurde, findet man dankbare Abnehmer. Denn viele schlucken lieber ein Tablettchen, als sich mit dem Thema "Cholesterin und seine wirkliche Herkunft" zu beschäftigen. Oder geschweigedenn, etwas vom gewohnten Essen wegzulassen.

Auch in Deutschland ist die Verschreibung in der Praxis sehr üblich. 

Zweck des Einsatzes: Sie sollen das Herzinfarkt-Risiko senken.

Der NNT für Statine wird mit 300 benannt. 

Auf Normaldeutsch bedeutet das, dass 300 Menschen die Statine 1 Jahr einnehmen müssen, damit bei EINER Person ein Herzinfarkt verhindert wird.
WOW. Oha!


Ein paar der Nebenwirkungen: 

Erhöhtes Risiko auf Speiseröhrenkrebs, Schwächung der Skelettmuskulatur, Leber- und Nierenversagen, erhebliche Anhebung des Risikos für Grauen Star, Magen-Darm-Leiden, Nachlassen der Gedächtnisleistung bis hin zum Gedächtnisverlust, nächtliche Alpträume, erhöhte Aggressivität, erhöhte Reizbarkeit, erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2

Die Nebenwirkungen treten bei 5% der damit behandelten auf. 
Jetzt mag man denken, was solls, vielleicht hilft es ja, was sind schon 5%.

Aber Levitin rechnet uns vor: 

Die 5% beziehen sich auf die 300 Menschen, die die Statine einnehmen. 
Das heisst 15 haben Nebenwirkungen. Bis einer Person geholfen ist.

Oder anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass man die Nebenwirkungen zu spüren bekommt ist 15x höher als die Wahrscheinlichkeit, dass die Einnahme eine positive Wirkung zeigt.


Und das liebe Leser ist ein Dampfhammer!

Zumal die NNH (eine weitere Statistik zu Nebenwirkungen) für Diabetes 1 von 100 und für die Muskelschwäche sogar 1 von 10(!!!!) ausgewiesen ist.


Idiot Patient
Natürlich muss jeder selbst wissen, was er tut, aber ich für meinen Teil käme mir wie ein Idiot vor, wenn ich dieses Zeug als Cholesterinsenker nehmen würde, weil ich meinem Arzt vertraut habe. Und geglaubt habe, dass mir das einen Nutzen bringt. 

Da wäre ich auch nach dem sofortigen Absetzen der Statine noch sehr lange Zeit quasi durchströmt von erhöhter Aggressivität und Reizbarkeit.

Allerdings ist das ja auch nicht wirklich unsere Schuld. Denn das sagt uns ja keiner.
Uns wird nur gesagt: Uhhh - hoher Cholesterin-Wert im Bluttestergebnis. Wollen Sie einen Herzinfarkt? Nein? Dann nehmen sie das hier...


Und dabei wäre der Rat sehr viel einfacher. Eigentlich müsste er lauten: Bitte lassen Sie den Zucker weg, nicht nur bei den Süssigkeiten, sondern achten Sie bei ihren Einkäufen auch allgemein auf die Zutatenliste und tauschen Sie ihre Süssgetränke gegen Wasser und Tee. Reduzieren Sie gegebenenfalls Ihren Obstgenuss oder tauschen Sie Obst gegen Gemüse, und lassen Sie Säfte und Smoothies im Regal stehen.
Und schon reguliert sich der Wert spürbar nach unten. 

Aber das sagt uns ja keiner. Genaugenommen wissen das selbst in der Wissenschaft und bei den Ärzten auch viel zu wenige.

Aber ich sage das. Und empfehle angesichts der Nebenwirkungen, das doch einfach mal konsequent auszuprobieren, und mittels eines zweiten Bluttests nach einigen Wochen im Erfolg zu prüfen. Meine Einschätzung: Ihr werdet Euch wundern. Und der Arzt gleich mit.



Und ein weiterer Fakt wird von Levitin genannt:
GlaxoSmithKline schätzt 90% der Medikamente wirkt nur bei 30 - 50% der Menschen.
WAS?! WIE BITTE?!

... und das bei eben wieder zum Jahreswechsel gestiegenen Krankenkassenbeiträgen...
Die NNT wird auch bei Operationen erfasst.
Bei einer der meistdurchgeführten Operationen der Welt, das ist die operative Entfernung der Prostata bei Krebs von Männern über 50 lautet diese gemäss des Levitin-Vortrages NNT 49. 


Übersetzt: 49 Männer lassen die Operation über sich ergehen, damit einem geholfen wird.
Dem stehen als Nebenwirkungen, die bei 50% der Patienten auftreten entgegen:
Inkontinenz, Impotenz, erschwertes Wasserlassen, Schwächung des Schliessmuskels.
Die Dauer gibt er an mit einem bis zwei Jahren. Wenn man Glück hat.



Was man tun sollte:

Ziel dieses Beitrages ist es ausdrücklich nicht, dass man jetzt rundweg jede Medikation ablehnt, weil sie ja sowieso alle wirkungslos seien. Das ist hier nicht gesagt worden. 
Aber trotzdem wäre eine sinnvolle Frage, die man bei einem Arzt stellen können, welches die NNT des verschriebenen Medikamentes ist, und welches die Nebenwirkungen sind. 

Das würde eine kluge Entscheidung ermöglichen, basierend auf harten Fakten, nicht auf unbestimmten Vertrauen oder meiner eigenen oben erwähnten naiven Sichtweise, dass ein Medikament das ich verschrieben bekomme auch wirksam ist.

Was die weiteren Massnahmen betrifft bin ich wieder mal unglaublich pragmatisch in meinen Lösungsansätzen:

Hätte ich es zu entscheiden, dann müsste der NNT auf die Arzneiverpackung aufgedruckt werden und im Beipackzettel erwähnt und erklärt werden. 

Das würde die Patienten wieder zu mündigen Mitentscheidern machen, 
würde dem Arzt signalisieren, welcher Einsatz welcher Arznei sinnvoll ist 
und würde mittelfristig nicht nur die nutzlosen Medikamente vom Markt fegen, 
sondern auch zu einer entscheidenden Entlastung der Krankenkassen beitragen. 

Und ganz nebenbei entstünde ein hoher Anreiz für die Pharmaindustrie, endlich wieder Arzneien zu entwickeln, die auch heilen. 

Die Wahrscheinlichkeit zu so einer Gesetzesänderung ist aber angesichts unseres aktuell dafür zuständigen Bundesgesundheitsministers nahezu null. 

Wer das verstehen möchte, der mag sich einmal damit beschäftigen, wo seine aktuellen Vorgänger ihre goldene Rente absitzen. Mein Tipp für diese fleissigen: Stellt einen Eimer daneben.

Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem wir Normalmenschen bestimmte wichtige Teile unserer Gesellschaft wieder zurückerobern und die Vernunft wieder über die Gier siegt. Den will ich noch erleben. Weshalb ich gerne meinen Beitrag leiste, dass dieser Tag kommt. 

Unter anderem durch Berichte wie diesem hier.


Bis später.



Weiterführende Links:
NNT - Wikipedia (englisch)
NNT - Anzahl der notwendigen Behandlungen (Wikipedia/deutsch)

Erstaunliche Insiderinformation über Statine (YouTube/englisch) 

2 Kommentare:

Sandra hat gesagt…

Hallo Nico,
Danke für Deinen neuen Artikel!
Welche Möglichkeit habe ich den, rasch an den NNT-Wert eines verordneten Medikamentes zu kommen, nachdem Dein Vorschlag "der NNT [müsste] auf die Arzneiverpackung aufgedruckt werden und im Beipackzettel erwähnt und erklärt werden" vom lieben Christian wohl nicht so schnell umgesetzt wird?
Danke für einen Tipp & LG!

NICO hat gesagt…

Es gibt zwar auch Datenbanken online zu finden, aber das würde ich wirklich mit einem Arzt zusammen durchgehen, der etwas verschreibt. Man sollte da schon beide Seiten sehen: Krankheit und Nutzen der Medizin. Jedes Mal im Einzelfall. Eine Eigendiagnose ist wenig sinnvoll, Sandra.

Auch wenn "mein" Christian hier so oft vorkommt, wäre das eigentlich diesmal der Hermann :)

https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesministerium_f%C3%BCr_Gesundheit_(Deutschland)

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