Sonntag, 10. April 2016

Ist jeder Körper wirklich anders?

KKommentar
Jeder Körper ist anders. Tatsächlich?
Warum ich diese Aussage so nicht teilen mag.


Es gibt da diese Sätze, die während meiner Arbeit immer mal wieder aufkommen. Sätze wie "Leben und leben lassen". 
Oder "Jeder Körper ist anders."






Irgend etwas hat mich schon bei den ersten Malen gestört, als ich diese Sätze las.
Ich konnte nur nicht gleich in Worte fassen, was es genau war.

Dann habe ich ein wenig näher hingeschaut. Beobachtet, was diese Sätze so an Reaktionen nach sich ziehen. Und dann mochte ich sie noch weniger.

Auf den ersten der beiden Sätze will ich gar nicht erst so viel näher eingehen. 
Wir haben noch nie jemandem das Leben genommen, indem wir Ernährungstipps mit Substanz vermittelt haben. Und - betrachtet man die Rückmeldungen an verbesserten Blutwerten bei unseren konsequenten Mitgliedern - ist ohnehin eher das genaue Gegenteil der Fall.

Aber der zweite Satz ist es durchaus wert, ein bisschen näher hinzuschauen.
"Jeder Körper ist anders."

Mir ist klar, dass nicht jeder das Hintergrundwissen und das Einfühlungsvermögen hat, um zu verstehen, was der ständige Kampf gegen den inneren Schweinehund und Suchtverhalten bei Lebensmitteln für manche bedeutet. 

Ab einem bestimmten BMI haben es Menschen wirklich sehr, sehr schwer. 
Überall Verlockungen und es ist soviel einfacher, dem Gefühl nachzugeben und eben doch mal wieder zu der einen oder anderen Nascherei zu greifen. Schlechtes Gewissen hin oder her.

Und als ich den Satz das erste Mal gelesen habe, ging es mir sicher auch so wie vielen anderen: Ein erster Reflex in mir - Stimmt. Jeder Mensch ist anders.
Dazu muss man sich nur ein beliebiges Gruppenfoto anschauen. Wenn da nicht gerade eineiige Zwillinge dabei sind, ist es offensichtlich: Jeder wäre leicht von den anderen zu unterscheiden.

Aber dann... 
Die meisten von uns haben 2 Augen, 2 Beine, 2 Arme, einen Kopf... 
Und wenn man noch näher hingeschaut im Innern ein Herz, eine Leber und auch einen verdammt ähnlichen Verdauungsapparat. 

Wir teilen uns überall auf der Welt alle wesentlichen biologischen Mechanismen, die uns aus den Lebensmitteln das herausziehen lassen, was unser Körper benötigt. 


Wir sind doch sehr viel ähnlicher, als es scheint.


Das bedeutet für mich: 
Auch wenn unsere Hüllen anders aussehen mögen, haben wir eigentlich doch ganz schön viele Gemeinsamkeiten.


Es ist schon richtig: 
Ein paar der Menschen reagieren unterschiedlich auf die Lebensmittel. 

Nicht jeder nimmt gleich schnell an Gewicht ab - nicht jeder reagiert auf ungünstiges Essen gleich stark mit einer Zunahme.

Aber wieso eigentlich? Warum ist das so, wo doch jeder Körper auf die exakt gleichen Mechanismen zurückgreift, um sich aus einem Schnitzel oder einer Avocado die Bausteine zu entnehmen, die der Körper gerade braucht?

Eine schwierige Frage, und sicher auch eher etwas für ein Buch, oder einen langen Dokumentationsfilm als einen Blogbericht. Aber einen Denkanstoss möchte ich hier doch einmal loswerden...

Denn was die Leute nicht sehen, die den Satz "Jeder Körper ist anders" so einfach daher reden... Diesen Satz kann man auch komplett anders verstehen. 

Nämlich so: "Hey Du, tja Pech! Du hast wohl mal wieder die A-Karte gezogen. Leider steckst Du ausgerechnet in einem dieser Schrotthaufen, die halt nicht 100% so funktionieren wie das ein perfekter Körper tun würde. Du wirst Dich wohl damit abfinden müssen, dass die Abnahme bei Dir nicht so klappt."

Das mag manchmal ziemlich verletzend ankommen, was Ihr da tut. Und demotivierend. Und warum sollte man denn dann noch dranbleiben? Ist eh alles für die Katz. Und überhaupt.

Dabei waren es vielleicht nur Kleinigkeiten... 
Ausnahmen wie die Milch im Kaffee oder der Kaugummi, den man sich immer noch gönnt und die tatsächlich so bremsen, dass der Erfolg ausbleibt.

Selbst wenn zwei Menschen eine Woche von den identischen Lebensmitteln gelebt haben und einer weniger abnimmt als der andere... 

Abgesehen schon mal von einem vielleicht unterschiedlichen Ausgangsgewicht - es gibt da soooo viele Variablen...

Lebensmittel sind Naturprodukte. Die Qualität schwankt selbst bei der gleichen Marke und je nach Jahreszeit. Einmal sind z.B. in der Dose Kidneybohnen welche aus dem Land X, ein wenig später sind sie aus dem Land Y. Und wenn dann noch der Hersteller ein anderer ist - wird das Rezept der Einlegebrühe nicht dasselbe sein. Und einer nimmt einen Dijon-Senf, der andere vielleicht einen mit mehr Zucker. Einer isst mehr verarbeitetes als der andere.
Auch die Mengen was die beiden gegessen haben - sind nie die gleichen. 
Oder die Zeiten, wann man isst - unterschiedlich. 
Oder vielleicht unbewusste Irrtümer bei der Einhaltung des Konzeptes. 

Da ist so vieles möglich.
Und wisst Ihr was?!

Nichts, aber auch gar nichts von diesen unglaublich vielen Variablen, die zu einem anderen Ergebnis führen können hatte dann mit Unterschieden des Körpers zu tun. 
Null davon. Null.


Ja, es gibt körperliche Unterschiede.
Eine unterschiedliche Zusammensetzung der Darmflora. 
Kann man mit Geduld anpassen.

Mehr Fettzellen als andere. 
Kann man mit Geduld in den Griff bekommen.

Probleme mit dem Hormonhaushalt. 
Kann man evtl in Ordnung bringen. Kann dauern, aber kann auch klappen. 

Schwierigkeiten mit Organ-Funktionen. Vielleicht krankheitsbedingt.  
Könnte man eventuell heilen und mit gesunder Ernährung sogar unterstützen.

Meine Bitte an Euch: Wir sind so eine starke Gemeinschaft. Eine die einander hilft. Motiviert.
Da lohnt es doppelt darauf zu achten, was unsere Aussagen bewirken.

Und wie dämlich wäre es, jemanden aufgeben zu lassen, weil er meint, er müsse sich in das Schicksal ergeben, weil man ihm suggeriert, dass ausgerechnet sein Körper halt leider blöderweise einer dieser Schrotthaufen sei, die nicht funktionieren. 

Obwohl es eine Zillion von anderen Variablen gibt, die man vorher näher anschauen sollte.

Nehmt doch anderen nicht mit solchen unvollständigen Aussagen die Chancen oder den Mut. Bitte!


Das erinnert mich gerade an den einen Fall bei uns. 
An das Mitglied, dem der Herr Professor gesagt hatte: 
"Tut mir leid, Sie sind ein aussichtsloser Fall. Da kann man nichts machen."

53 kg Abnahme mit KK später bleibt da eigentlich nur noch ein Teil des Körpers, 
bei dem wir wohl auch alle zu 99,999% die selben sind: Der Mittelfinger.




Bis später.

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